Täglich landen viele Lebensmittel im Müll, obwohl man sie noch essen könnte. Die Tafel tut etwas dagegen und hilft gleichzeitig Menschen.
Es ist abends kurz vor Ladenschluss. Im Supermarkt sind die Regale noch voll. Auch Obst, Gemüse, Brot und Brötchen liegen noch für die Kunden bereit. Das meiste davon wird heute keiner mehrkaufen. Trotzdem ist es noch da, denn die Leute wollen bis zuletzt eine große Auswahl frischer Lebensmittel haben. Und später wird vieles davon weggeworfen. Am nächsten Tag wird nämlich neue, frische Ware geliefert. Doch das ist nur einer der Gründe, warum so viele Lebensmittel in Deutschland im Müll landen. Forscher sagen, es sind etwa 11 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle pro Jahr. Das ist mehr als 100 riesige Frachtschiffe wiegen!
Schon auf dem Acker bleibt manches Gemüseliegen, weil es zu klein oder zu krumm gewachsen ist. Das würde später keiner kaufen. Denn die Leute wollen lieber perfekt aussehendes Essen. Auch bei der Verarbeitung wird vieles aussortiert. Beim Transport bekommt das empfindliche Obst vielleicht Dellen oder das Etikett vom Marmeladenglas geht ab. Dann wird es erst gar nicht in die Verkaufsregale geräumt. Auch Restaurants, Bäckereien oder Imbisse werfen jeden Abend viel Essen weg.
Sehen, riechen, schmecken
Die meisten Lebensmittel landen allerdings bei jedem von uns zu Hause im Mülleimer. Man kauft zu viel ein und hat dann doch keinen Appetit mehr drauf. Oder man kocht zu viel und es bleibt etwas übrig. Das hier kennst du bestimmt auch: Du hast die Brotdose nicht leer gegessen, dann vergisst du sie vielleicht noch über das Wochenende im Schulranzen und am Ende liegt das gammelige Brot im Biomüll!
Oft ist ein kleiner Stempel auf dem Produkt Schuld daran, dass es im Müll landet. Es ist das Mindesthaltbarkeitsdatum. Mindestens bis zu diesem Tag kann man das Produkt auf jeden Fall essen. Doch es heißt nicht, dass das Lebensmittel danach direkt schlecht ist und man davon krank wird. Im Gegenteil: Meistens schmeckt es auch ein paar Tage danach noch genauso gut. Um das herauszufinden, solltest du dir zum Beispiel den Joghurt erst einmal anschauen. Sieht er noch gut aus, riechst du dran. Und wenn er normal riecht, probierst du vorsichtig.
Lebensmittel, die man noch essen könnte, landen in der Mülltonne. Warum ist das ein Problem? Jedes Lebensmittel ist wertvoll, auch wenn es oft nicht viel Geld kostet. Bei der Herstellung wird Ackerfläche, Wasser und Energie benötigt. Und es steckt darin viel Arbeit der Landwirtinnen und Landwirte. Das alles wird verschwendet, wenn Essen im Abfall landet. Es schadet unserer Umwelt. Gleichzeitig müssen weltweit Menschen hungern.
Was könnte man mit den Lebensmitteln tun, anstatt sie wegzuwerfen?
Um Lebensmittel im Supermarkt vor dem Mülleimer zu retten, gibt es einige Ideen. Produkte mit kurzer Haltbarkeit werden günstiger angeboten. Manche Supermärkte arbeiten mit Firmen zusammen, die unverkauftes Obst und Gemüse weiterverarbeiten, zu Marmelade oder Pesto zum Beispiel.
Doch vor allem könnte man mit den Produkten die Leute unterstützen, die nur wenig Geld für Lebensmittel und ihr sonstiges Leben haben. Denn auch bei uns gibt es viele arme Menschen. Und genau das machen die Tafeln. Deren Helfer sammeln Lebensmittelspenden ein und verteilen sie. Tafeln gibt es in Deutschland in fast 1000 Städten und Gemeinden. Eine davon ist Tübingen in Baden-Württemberg.
Einsammeln und sortieren
Alle 250 Mitarbeiter helfen dort ehrenamtlich. Das heißt, sie bekommen dafür kein Geld. Eine von ihnen ist Annika. Die Studentin hat heute Fahrdienst. Zu zweit geht es zu Supermärkten, Wochenmärkten und manchmal auch zu Lebensmittelherstellern. Da sammeln sie kistenweise Lebensmittelspenden ein. Dabei sortieren sie schon ein wenig: Gemüse in die Gemüsekiste, Brot in Brotkiste und so weiter. Was schlecht geworden ist, bleibt direkt dort. Der Rest wird im Lieferwagen oder Lastenrad gestapelt und ab geht’s zur Tafel! Dort sortieren weitere Mitarbeiter die Ware für den Verkauf. Es gibt Obst, Gemüse, Kühlwaren, Dosen, Brot, Reis, Nudeln, aber auch Zahnpasta, Klopapier oder Babywindeln. Dabei wird noch mal genau geschaut, ob die Produkte auch wirklich noch gut sind.
Am Nachmittag ist der Verkauf. Kommen darf jeder, der nur wenig Geld zum Leben hat und vom Staat unterstützt wird. Manche können nicht arbeiten oder sind krank. Andere bekommen eine sehr kleine Rente oder verdienen nur wenig Geld. Oder sie sind neu in Deutschland und dürfen noch nicht hier arbeiten. Die Helfer der Tafel geben die Waren dann an diese Kunden weiter. Die Kunden bezahlen für den ganzen Einkauf 1 Euro pro Erwachsener – viel weniger als im Supermarkt. Trotzdem braucht die Tafel zusätzlich Geldspenden, um Strom, Benzin und die Miete für ihren Verkaufsladen zu bezahlen. In Tübingen bekommen jede Woche fast 500 Haushalte die Lebensmittel der Tafel. Darunter sind auch viele Familien mit Kindern.
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