Hunde mit Jobs kennst du bestimmt schon. Zum Beispiel Polizeihunde oder Rettungshunde. Aber was sind Assistenzhunde?
Manche Menschen haben eine Behinderung. Sie können sich zum Beispiel nicht richtig bewegen und sitzen im Rollstuhl. Andere sind blind oder gehörlos. Oder sie haben Anfälle, bei denen sie ihren Körper plötzlich nicht unter Kontrolle haben. Wieder andere brauchen lange, um Dinge zu lernen. Und ihnen fällt es schwer, schwierige Informationen zu verstehen. Nicht immer kann man eine Behinderung sehen.
Diese Menschen können oft Hilfe gebrauchen. Ein anderes Wort für Hilfe ist Assistenz. Ein Assistenzhund hilft also. Er begleitet immer nur einen Menschen – Tag und Nacht. Vielleicht hast du schon einmal einen Blindenhund gesehen, der einen sehbehinderten Menschen führt? Doch Hunde können noch andere Aufgaben übernehmen: zum Beispiel das Licht einschalten, die Waschmaschine ausräumen oder sogar vorhersagen, dass ihr Herrchen gleich einen Panikanfall bekommt. Dank des Assistenzhundes braucht das Kind oder der Erwachsene nicht immer die Hilfe von andere Menschen.
Woher kann der Hund das?
Die Aufgaben lernt der Hund bei einer Assistenzhundetrainerin. Zum Beispiel bei Sarah Krings. Sie wohnt in Löhndorf im Rheinland. „Bei mir rufen Menschen an, die einen helfenden Hund brauchen und sich wünschen“, erzählt sie. Im besten Fall gehen sie dann gemeinsam auf die Suche nach einem passenden Welpen. „Im Welpenalter können die Hunde noch am meisten lernen“, weiß Sarah. Doch nicht alle Hunde können gute Assistenzhunde werden.
Die Rasse ist dabei nicht so wichtig. Der Hund sollte Menschen mögen, ruhig, intelligent und neugierig sein. Nur so machen ihm seine Aufgaben später auch Spaß. Nicht so geeignet sind aggressive oder ängstliche Hunde. Auch nicht Hunde, die jedem Hasen nachjagen. Labradore und Golden Retriever bringen oft die richtigen Eigenschaften mit. Aber Sarah hat auch schon Pudel und sogar einen Jack Russel Terrier ausgebildet.
Welpentest
„Der Welpentest verrät mir, ob der Hund das Zeug zum Assistenzhund hat. Dabei erschrecke ich ihn zum Beispiel, indem ich einen bunten Regenschirm vor seiner Nase aufspringen lasse“, erklärt Sarah. Schlecht wäre es, wenn er ängstlich unters Sofa kriechen würde. Oder wenn er den Regenschirm anbellt. Gut wäre es, wenn er sich kurz erschreckt, sich dann aber neugierig den Schirm anschaut.
Das Training
Ist der richtige Hund gefunden, kann das Training mit etwa acht Wochen starten. „Dafür besuche ich die Teams am Anfang zweimal in der Woche“, erzählt Sarah. Mit Teams meint sie den Hund und seine Bezugsperson. Also den Erwachsenen oder das Kind, dem der Hund später helfen wird. Erst lernt der Hund einfache Kommandos wie „Sitz!“ oder „Platz!“. Später kommt dann die besondere Ausbildung. Einem Signalhund bringt Sarah zum Beispiel bei, seinem gehörlosen Menschen das Handy zu bringen, wenn es klingelt. „Dafür lernt er erst, was ein Handy ist. Dann lasse ich es immer wieder klingeln und gebe das Kommando „Bring Handy!“. Irgendwann denkt der Hund: Sobald es klingelt, kommt also das Kommando. Dann kann ich es auch direkt holen!“. Natürlich belohnt Sarah den Hund dabei mit reichlich Leckerlis.
Sarah bringt dem Hund genau das bei, was seiner Bezugsperson am besten hilft. Denn jeder Mensch ist anders. Und auch jede Behinderung kann sich ganz verschieden zeigen. In letzter Zeit melden sich bei Sarah vor allem Menschen, die eine seelische Erkrankung haben. Ihr Körper funktioniert zwar gut. Doch sie haben etwas Schlimmes erlebt, zum Beispiel einen Unfall oder Krieg. Diese schreckliche Situation taucht immer wieder in ihren Gedanken oder Träumen auf – und die Menschen müssen sie dann im Kopf noch einmal erleben. Ein Assistenzhund kann sein Herrchen oder Frauchen dann zum Beispiel in eine ruhige Ecke führen und sich auf seine Beine legen. Das beruhigt ihn. „Der Hund kennt seinen Menschen sehr gut. Er spürt, wann er Hilfe braucht und was ihm gut tut“, erklärt Sarah.
Wie lange dauert die Ausbildung?
Bis zu zwei Jahre dauert die Ausbildung zum Assistenzhund. Darum kostet sie auch viel Geld. „Am Ende sind Hund und Mensch ein tolles Team. Und der Mensch ist durch seinen vierbeinigen Freund viel eigenständiger und traut sich mehr zu“, weiß Sarah. Sie bildet übrigens nicht nur Welpen zum Assistenzhund aus. Manchmal kann auch der Familienhund, der schon da ist, die nötigen Aufgaben lernen. „Aber das ist deutlich schwieriger. Und er muss erst einmal einen Test bestehen,“ meint Sarah. Ihr eigener Hund, der Mischling Manfred, hätte da keine Chance. „Er ist viel zu ängstlich. Bei der Aufgabe mit dem Regenschirm würde Manfred sich sofort unter dem Bett verkriechen!“
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